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Interview mit dem Literaturportal


WILDES LAND Part Twelve: Nina Horvath


Cover Wildes Land
"Ein Krieger aus vergessenen Tagen zieht aus, um sich in den Wäldern seiner größten Herausforderung zu stellen … Auf Rügen droht ein Mädchen in einem Sumpfloch zu versinken, als ein Troll zu ihrer Rettung eilt … Eine Elfin muss in den Bergen eine schwere Prüfung bestehen und wagt sich in die Höhle des Drachen … Beim Meditieren auf einer Lichtung im Wald wird ein junger Mann von Nachtelfen überfallen und in ihr dunkles Reich entführt … In einer Höhle im Sumpf lebt eine verstörte Frau, bis ihr eines Tages ein Spaziergänger begegnet …"

Link: Geschichtenweber
Link: Web Site Verlag

Autorenbox: Nina Horvath





Bild Nina Horvath
»Alle Tätigkeiten, die mit Lesen und Schreiben zu tun haben« – so könnte man Nina Horvaths Interessen beschreiben.

Zurzeit studiert die in Oberösterreich geborene Autorin an der Universität Wien Paläobiologie. Ihr Institut ist unter anderem führend in der Erforschung der Höhlenbären und so liegt die Verbindung zu der vorliegenden Geschichte (»Das Ding in der Höhle«) nahe.

Während in ihrer Kindheit lediglich Besuche von für die breite Masse zugänglich gemachten Schauhöhlen möglich waren, steigerte sich ihre schon früh vorhandenen Faszination für diese andersartige Welt mit der Teilnahme an einer Grabung in einer Höhle des Toten Gebirges.

Nina Horvath ist Redakteurin für das Online-Magazin X-Zine. Zu ihren Aufgaben zählt das Verfassen von Rezensionen zu Neuerscheinungen auf dem Buchmarkt. Doch die junge Autorin bringt es auch bereits auf einige gedruckte Veröffentlichungen! So erschienen letztes Jahr ihre Kurzgeschichte »Oxymoron« in »Künstliche Intelligenzen – Maschinengeburten« (Zeitspurverlag) und »Hell dunkel, dunkel hell« in »Schattenseiten«, einer Anthologie innerhalb der »Leselupen-Reihe«. Ihre neueste Veröffentlichung ist »Die Spirale« in »Überschuss« (Wurdack Verlag).

Sie hat sich ganz der Science-Fiction mit gelegentlichen Ausflügen in das Horrorgenre verschrieben.





Literaturportal: Wie bist du zum Schreiben gekommen?

Nina Horvath: Viele Autoren geben ja an, schon als Kinder geschrieben zu haben. Bei mir war das überhaupt nicht so: Ich hatte selbst ursprünglich nie das geringste Bedürfnis, zu schreiben. Und damit gar an die Öffentlichkeit zu treten, wäre mir niemals in den Sinn gekommen.

Beim Vorlesen meiner Aufsätze habe ich mich meistens geniert. Dass ich oft dran kam, erklärte ich damit, dass es die Lehrerin auf mich abgesehen hätte. Als ich mich deswegen bei meiner Mutter beschwerte, meinte die jedoch: "Der werden deine Aufsätze halt so gut gefallen, dass sie dich so oft vorlesen lässt."

Zunächst glaubte ich es nicht, aber es gab mir dann doch zu denken. Zu schreiben angefangen, habe ich ernsthaft erst, als ich erwachsen war: Ganz einfach, weil ich inzwischen denke, dass ich es kann.

Literaturportal: Wie hat sich dein Leben durch das Schreiben verändert?

Nina Horvath: Schreiben bedeutet für mich, Gefühle auszudrücken, wie man es im normalen Gespräch einfach nicht kann, ohne sich lächerlich zu machen.

Auf diese Weise tritt viel Unbewusstes zu Tage, in meinem Fall sind das oft erschreckende Visionen von einer bedrückenden Welt, von Mord, Entrückung, Selbstzerstörung und der Hinterfragung der menschlichen Existenz. Das gleichsam auf Papier gebannt zu haben, nimmt dem ganzen seinen Schrecken. Es befreit mich selbst und mehr noch: Ich merke, dass mich einige der Leser verstehen und das gibt mir Mut zu vielen Dingen. Ich war immer eine einsame und sehr langweilige Person, die sich nie wirklich etwas getraut hat. Durch das neue Selbstvertrauen lasse ich mich jedoch mehr auf neue Menschen und unbekannte Orte ein.

Literaturportal: Was ist für dich das Besondere an der „Edition Geschichtenweber“?

Nina Horvath: Nun, die Geschichtenweber sind aus einer Gruppe von Autoren hervorgegangen, die unter www.buecherzauber.biz [Anmerkung am 21.2.2010: Die aktuelle Webadresse dazu lautet http://forum.edition-geschichtenweber.de] in ihrem Forum diskutieren. Zu ihnen gekommen, bin ich über den Web-Site-Verlag, bei dem ich schon innerhalb der Leselupenreihe veröffentlichen durfte.

Auf den ersten Blick war es ein Forum wie viele andere, einfach mal nett genug, um sich zu registrieren. Ich habe jedoch sehr schnell gesehen, dass die Diskussionen dort für mich als Autor tatsächlich etwas bringen und man auch auf meine Fragen wirklich eingeht - sogar in der Plauderecke drehen sich fast alle Themen um Literatur, wirklich sinnlose Beiträge gibt es kaum.

Ist erst einmal eine solche gemeinsame Basis da, ist natürlich der Weg zu gemeinsamen Plänen und Freundschaften nicht sehr weit ...

Literaturportal: Um was geht es in deiner Geschichte?

Nina Horvath:
 Meine Geschichte wird aus zweierlei Blickwinkel erzählt: Zum einen ist da Adelka, eine Studentin auf Höhlengrabung. Sie ist eine Träumerin, die sich bei diesem echten Abenteuer dann so ganz und gar nicht wohl fühlt.

Der andere Blickwinkel ist eben der des "Dings in der Höhle", einem uralten Wesen, das nur im Schutze der Höhle oder in anderen Organismen überleben kann...

Literaturportal:
 Woher stammt die ungewöhnliche Idee zu der Story?

Nina Horvath: Nun, bei mir ist die Idee recht nahe liegend: Ich bin ja Studentin der Paläontologie und habe einige Monate, bevor ich die Geschichte geschrieben habe, an einer Höhlengrabung im Toten Gebirge teilgenommen. Zum einen gab es natürlich schon Widrigkeiten: In der Unterkunft weder Warmwasser noch Strom, dann der weite Aufstieg. Auf der anderen Seite war es auch ein tolles Erlebnis, diese wunderbar unberührte Natur zu erleben und ein echter Höhepunkt, bei der Höhle anzukommen und ihr beim Graben die Geheimnisse der Vergangenheit zu entlocken ...

LESEPROBE: Nina Horvath - Das Ding in der Höhle



Panik stieg in mir auf, angesichts des Unvermeidlichen. Dieser Körper war zum Sterben verdammt und ich mit ihm, sofern ich mich nicht schnell in Sicherheit begab.
Ich spürte den Schmerz, die Schwäche, das Bedürfnis des weidwunden Tieres, sich hier und jetzt niederzulegen; nur einen Moment zu ruhen, die Augen zu schließen und zu warten, bis es endlich zu Ende war.
Doch ich trieb das Wesen, das mir so viele Jahre lang treu gedient hatte, weiter, immer weiter. Es fiel, aber ich befahl ihm, den altersschwachen, verletzten Körper erneut auf die drei Beine zu hieven – das Vierte hing nutzlos an einigen wenigen Sehnen herab und hinterließ eine bräunlich-rote Tropfspur auf der zerklüfteten Karstlandschaft – und sich mühevoll Schritt für Schritt über das unwegsame Gelände zu quälen.
Es wusste nicht, warum. Wie denn auch? Sein Verstand reichte gerade einmal zum Überleben aus. Umso erstaunlicher war es, dass ihm eines durchaus bewusst war: Der ausgezehrte, vom Alter gezeichnete Körper würde sich von diesem Schlag nicht mehr erholen. Weder Bedauern noch Zorn flammten in dem tierischen Geist auf. Es war sinnlos, jetzt noch aufzubegehren. Wenn das das Ende war, dann sollte es so sein.
Schlimm war nicht der Schmerz und auch nicht das Leiden, denn der Verstand war schon halb umnebelt, sondern die Mühsal, der Zwang, immer weiter laufen zu müssen.
Ich drängte das arme Tier, das wohl nie begriffen hatte, dass es nur das Gefäß für eine zweite Existenz gewesen war, unbarmherzig vorwärts. Vor meinem geistigen Auge entstand das Bild der Höhle, die nicht mehr weit über uns lag. Feucht und dunkel war diese und damit die ideale Überdauerungsstätte, wenn ich meine schützende Hülle verlassen musste.
Weiter, nur weiter! Die bemitleidenswerte Kreatur kroch streckenweise nur noch auf den Vorderbeinen dahin. Die Verletzung am Hinterlauf riss am scharfkantigen Gestein weiter auf und füllte sich mit Schmutz. Nur noch über eine Hügelkuppe, nur noch eine!
Da lag er, der Eingang zur Höhle. Das Tier rutschte mehr als es ging den Abhang hinunter. Es blieb eine Weile winselnd liegen, ehe ich den Kopf hoch zwang. Die trüb gewordenen Augen wandten sich ein letztes Mal dem Horizont zu.
Hinter dem Berggipfel schimmerte der Himmel in den verschiedensten Rottönen. Es war der letzte Gruß der untergehenden Sonne. Doch schon morgen konnte sie sich mit neuer Kraft erheben, während das Leben des Tieres bis dahin endgültig ausgehaucht sein würde. Längst war der letzte Funke bewussten Denkens erloschen, doch verzweifelte Zuckungen zwangen es unaufhaltsam die letzten Meter in die Höhle.
Es war eine wahrhaftig bedauernswerte Kreatur. Übel zugerichtet, sah das einst so stolze Raubtier aus. Die blitzenden, gelben Augen waren verkrustet, das ehemals glänzende Fell von Räude zerfressen und mit Parasiten übersät.
Gierig hatten diese sich auf den geschwächten Körper gestürzt - während ich ihn in Besitz genommen hatte, als er noch in voller Blüte gestanden hatte.

[…]



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verfasst von: David Richter am: 05.12.2005 um: 11:28

 Cover von Die Duftorgel

Nina Horvath: Die Duftorgel
EAN/ISBN: 9- 783955560003